3 Gründe, warum Frauen häufiger unter Blasenschwäche leiden und was dagegen hilft

Weltweit leiden mehr als 423 Millionen Erwachsene unter der einen oder anderen Form von Harninkontinenz[1].  Schaut man sich die Zahlen näher an fällt auf, dass mehr als 12,4 % der Frauen an Harninkontinenz leiden, während es bei den Männern nur knapp über 5 % sind. Warum also leiden mehr Frauen als Männer unter Harninkontinenz und wieso sind sie anfälliger? Die Antworten auf diese Fragen erhalten Sie hier. Darüber hinaus bieten wir Ihnen Lösungsmöglichkeiten, um das Leben von Frauen mit Harninkontinenz zu erleichtern.   

Schwangerschaft und Geburt  

Tatsächlich tritt Harninkontinenz bei mehr als einem Drittel der Mütter als Folge der Schwangerschaft und der Geburt auf. Durch die Entwicklung des Fötus wird Druck auf die Blase ausgeübt und die vaginale Geburt schwächt die Beckenbodenmuskulatur[2]. Es ist daher nicht überraschend, dass die Hälfte der schwangeren Frauen im dritten Trimenon über Stressinkontinenz klagen oder dass mehr als 20 % der Frauen nach einer vaginalen Geburt unter postpartaler Harninkontinenz leiden[3][4].   

 Die mit der Blasenschwäche verbundene Belastung und Stigmatisierung kann besonders jungen Müttern die Freude am Muttersein nehmen. Es gibt jedoch Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass regelmäßiges Beckenbodentraining während und nach der Schwangerschaft zu einer Verringerung der Symptome von Harninkontinenz beitragen[5].  

Menopause  

Von Harninkontinenz sind ca. 33 % der älteren Frauen, jedoch nur 15 % bis 20 % der älteren Männer betroffen[6]. Warum? Einige Experten gehen davon aus, dass der Unterschied mit den Wechseljahren zu tun hat.   

Alle Frauen durchlaufen die MenopauseDies geschieht gewöhnlich im Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Kennzeichnend für die Menopause ist ein Abfall des Östrogen- und des Progesteronspiegels sowie das Ausbleiben der Menstruation und der Verlust der Fruchtbarkeit. Die hormonellen Veränderungen können bei manchen Frauen Hitzewallungen, Nachtschweiß und Reizbarkeit verursachen[7].   

Laut einer jüngsten Studie tritt bei 8 % bis 27 % aller Frauen in den Wecheljahren Harninkontinenz als Symptom auf[8]. Die Harnröhrenwand wird dünner, und die Beckenbodenmuskulatur gibt nach, wodurch Frauen anfälliger für unkontrollierten Harnverlust werden[9]. Und obwohl einige Experten der Ansicht sind, dass die Östrogenrezeptoren im Harntrakt bei diesem degenerativen Prozess eine Rolle spielen, ist der Zusammenhang zwischen Menopause und Harninkontinenz weiterhin unklar, denn die Symptome werden durch eine Östrogentherapie bei Frauen in der Menopause kaum gelindert[10].  

 Es hat sich gezeigt, dass Beckenbodenmuskeltraining, Urinieren vor dem Sex und das Vermeiden von engen Hosen dazu beitragen, die Symptome einer Harninkontinenz bei Frauen in den Wechseljahren zu lindern. Dennoch sind weitere Untersuchungen nötig, um die Ursachen, weshalb so viele Frauen in der Menopause von Harninkontinenz betroffen sind, wirklich zu klären.  

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Erhöhtes Risiko von Harnwegsinfektionen  

Harnwegsinfektionen treten bei Frauen dreißigmal häufiger auf als bei Männern, und 40 % bis 60 % aller Frauen erkranken in ihrem Leben mindestens einmal an einer Harnwegsinfektion[11][12]. Dies liegt vorwiegend daran, dass die Harnröhre bei Frauen kürzer ist als bei Männern. Dadurch können Bakterien einfacher in die Blase gelangen und Infektionen hervorrufen[13]. Außerdem befindet sich die Harnröhre bei Frauen dichter am Rektum und an der Vagina, wo sich Bakterien befinden, die eine Harnwegsinfektion auslösen können.  

Eines der häufigsten Symptome einer Harnwegsinfektion ist eine Dranginkontinenz oder ein plötzlich auftretender, starker Harndrang[14]. Patienten mit einer Harnwegsinfektion müssen mitunter auch häufiger als normal auf die Toilette oder verspüren ein Brennen beim Urinieren.   

Anders als eine Harninkontinenz, die durch Schwangerschaft, Geburt und Menopause verursacht wird, verbessert sich eine Harninkontinenz, die durch eine Harnwegsinfektion verursacht wurde, sobald die Infektion mit Antibiotika behandelt wurde. Auch die vorbeugenden Maßnahmen sind andere. Ihr Ziel ist eher die Prävention der Harnwegsinfektion anstatt der Harninkontinenz. Preiselbeersaft kann vor allem bei Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen nachweislich über einen Zeitraum von 12 Monaten die Häufigkeit dieser Infektionen verringern[15]. Weitere Tipps zur Vorbeugung sind eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung, die Vermeidung von Verstopfungen und regelmäßiges Urinieren.  

Lösungen für Frauen mit Harninkontinenz  

Harninkontinenz bei Frauen ist nach wie vor stigmatisiert. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Frauen mit Harninkontinenz dazu neigen, strikte Tagesabläufe einzuhalten, um stets Zugang zu einer Toilette haben. Dabei verzichten sie häufig auf ihre Hobbys und Freunde[16]. Frauen mit Harninkontinenz entwickeln außerdem häufiger psychische Probleme wie Depressionen als Folge der mit der Harninkontinenz verbundenen Belastung[17].  

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[1] I. Milsom. “How big is the problem? Incontinence in numbers.” Gothenburg, Continence Research Center 2018. Quelle: http://www.gfiforum.com/Upload/43b34997-7408-4fa6-9547-72488e668060/I%20Milsom%20-%20Incontinence%20in%20numbers.pdf  

[2] G. Rortveit, A.K. Daltveit, Y.S. Hannestad, & S. Hunskaar. „Urinary Incontinence After Vaginal Delivery or Cesarean Section.“ The New England Journal of Medicine, 2003. Quelle: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa021788  

[3] S. J. Brown, S. Donath, C. MacArthur, E. A. McDonald, & A. H. Krastev. “Urinary incontinence in nulliparous women before and during pregnancy: prevalence, incidence, and associated risk factors.” International Urogynecology Journal, Feb. 2010. Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s00192-009-1011-x#Sec9  

[4] G. Rortveit, A.K. Daltveit, Y.S. Hannestad, & S. Hunskaar.   

[5] S. Mørkved & K. Bø. “Effect of pelvic floor muscle training during pregnancy and after childbirth on prevention and treatment of urinary incontinence: a systematic review.” British Journal of Sports Medicine, 2013. Quelle: https://bjsm.bmj.com/content/48/4/299.short  

[6] J. Lazare. “No Gender Discrimination: Urinary Incontinence Affects Both Men and Women.” Aging Well, 2011. Quelle: https://www.todaysgeriatricmedicine.com/archive/fall2011_p14.shtml  

[7] J. Huizen. “Everything You Should Know About Menopause.” Healthline, 17 Jan. 2019. Quelle: https://www.healthline.com/health/menopause  

[8] G. Legendre, V. Ringa, A. Fauconnier, & X. Fritel. “Menopause, hormone treatment, and urinary incontinence at midlife.” Maturitas, Jan. 2013. Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378512212003386  

[9] “Urinary Incontinence.” Menopause.org, n.d. Quelle: https://www.menopause.org/for-women/sexual-health-menopause-online/causes-of-sexual-problems/urinary-incontinence  

[10] L. E. Waetjen & P. L. Dwyer. “Estrogen therapy and urinary incontinence: what is the evidence and what do we tell our patients?” International Urogynecology Journal, Okt. 2006. Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s00192-006-0080-3  

[11] C. W. Tan & M. P. Chlebicki. “Urinary tract infections in adults.” Singapore Medical Journal, Sep. 2016. Quelle:  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5027397/  

[12] A. Al-Badr & G. Al-Shaikh. “Recurrent Urinary Tract Infections Management in Women.” Sultan Qaboos University Medical Journal, Aug. 2013. Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3749018/  

[13] “Urinary Tract Infection.” American Academy of Family Physicians, n.d. Quelle: https://familydoctor.org/condition/urinary-tract-infections/  

[14] “Urge incontinence.” Continence Foundation of Australia, n.d. Quelle: https://www.continence.org.au/pages/urge-incontinence.html  

[15] R.G. Jepson & J. C. Craig. “A systematic review of the evidence for cranberries and blueberries in UTI prevention.” Molecular Nutrition and Food Research, 2007. Quelle: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/mnfr.200600275  

[16] K. S. Coyne, M. Kvasz, A. M. Ireland, I. Milsom, Z. S. Kopp, & C. R. Chapple. “Urinary Incontinence and its Relationship to Mental Health and Health-Related Quality of Life in Men and Women in Sweden, the United Kingdom, and the United States.” European Urology, Jan. 2012. Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283811007871  

[17] N. Y. Siddiqui, P. J. Levin, A. Phadtare, &. R. Pietrobon. “Perceptions about female urinary incontinence: a systematic review.” International Urogynecology Journal, 2014. Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s00192-013-2276-7